Nii Parkes | Die Spur des Bienenfressers

Nii Parkes | Die Spur des Bienenfressers

Sonokrom, ein Dorf im Hinterland Ghanas, hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert. Hier spricht man noch die Sprache des Waldes, trinkt aphrodisierenden Palmwein und wandelt mit den Geistern der Vorfahren. Doch eine verstörende Entdeckung und das gleichzeitige Verschwinden eines Dorfbewohners stören die ländliche Ruhe. Wäre nicht die Geliebte des Ministers in den Fall verwickelt, wäre er schon längst ad acta gelegt worden.

Der Städter Kayo, Gerichtsmediziner und Anhänger wissenschaftlicher Vernunft, wird mit der Aufklärung beauftragt. Schwierig für jemanden, der nicht unbedingt an Übersinnliches glaubt und zugleich von seinem Vorgesetzten an der kurzen Leine gehalten wird. Als die Situation immer unfassbarer wird, müssen Kayo und seine Ermittler einsehen, dass westliche Logik und politische Bürokratie ihre Grenzen haben.

Der Roman spielt in Ghana, einem Staat Westafrikas, in der Hauptstadt Accra und dem tief im Regenwald liegendem Dorf Sonokrom, welches etwa zwei Autostunden entfernt von Accra angesiedelt ist und einem Verband von sechzehn Dörfern angehört.

Kayo, der Protagonist, ist Gerichtsmediziner und arbeitet für einen Privatunternehmer in Accra, da ihm die Einstellung bei der städtischen Polizeibehörde nicht gelungen war. Als jedoch etwas „Undefiniertes“ im Dorf Sonokrom begutachtet werden soll, wendet sich die Polizei an ihn, mit – für uns – mehr als ungewöhnliche Methoden. Er wird kurzerhand verhaftet und verpflichtet, da der mit der Aufklärung beauftragte Beamte seine Beförderungschancen wittert. Dieser braucht Kayo um den dafür notwendigen – nicht unbedingt wahrheitsgemäßen – Bericht zu verfassen.

Gelassen sieht Kayo darin seine Chance doch noch dauerhaft in den Polizeidienst übernommen zu werden und fährt mit dem Polizisten Mintha nach Sonokrom um den Fund in Augenschein zu nehmen.

Wie schon der Klappentext preisgibt: Nii Parkes stellt die alte Krimiformel ‚Wer hat’s getan?’ auf den Kopf. ‚Was ist gestorben?’ lautet die Frage hier.“ (Zitat Ulrich Baron, Der Spiegel)

Kayo, der weiß, wie sehr den Dorfbewohnern an Respekt gelegen ist, schafft sich rasch deren Vertrauen und beginnt mit seinen Methoden und der Hilfe zweier Polizisten zu ermitteln. Doch schon bald muss er feststellen, dass seine Methoden bei Weitem nicht genügen um zu klären, „was“ gestorben ist. Immer tiefer taucht er mithilfe der Dorfbewohner und insbesondere des Dorfältesten in die Legenden um Sonokrom ein und muss als Vernunftsmensch bald erkennen, dass die ihm vertraute westliche Logik ihm kein probates Mittel zur Aufklärung ist.

Nii Parkes inszeniert eine von Legenden ummantelte Traumlandschaft im Regenwald Westafrikas und zieht den Leser in den Bann der uralten Geschichten. Er beweist sich hervorragend als Poet und Geschichtenerzähler, auch wenn in Dialogen (in Accra) die Sprache manchmal etwas lapidar daherkommt.

Für mich persönlich hätte das Buch mindestens doppelt so dick sein dürfen, gern hätte ich noch mehr dieser wunderbar magischen Geschichten gelesen!

Obwohl „Die Spur des Bienenfressers“ ein Kriminalroman ist, würde ich gefühlt sagen, er ist es nicht, vielleicht weit aus mehr, vielleicht zu wenig Krimi, …

Über das Ende möchte ich nur so viel sagen: Das Rätsel wird gelüftet und es wird wiederum nicht gelüftet. Auf jeden Fall ist „Die Spur des Bienenfressers“ es wert gelesen zu werden.

 

7e102-bienenfresserDie Spur des Bienenfressers | Erschienen am 20. Februar 2012 im Union Taschenbuch Verlag
224 Seiten | 9,95 Euro
Leseprobe

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