Eva Ehly | Sünder büßen

Eva Ehly | Sünder büßen

„Larissa war eine Verlorene“, gibt van de Kock mit strenger Stimme zurück. „Eine Sünderin. Sie bekam zweifellos, was sie verdient hat. Einen Tod im Fegefeuer.“
Silja schluckt und atmet tief durch. „Das sind scharfe Worte, Herr van de Kock. Vielleicht können Sie mir kurz erklären, was sie damit meinen.“
„Larissa war eine Botin des Bösen. Sie sah aus wie ein Engel, aber das war nur Tarnung. Innen war sie verderbt, ihre Seele verrottet.“
„Warum haben Sie sie dann geheiratet?“
„Ich dachte, ich könnte sie retten. Das ist meine Mission, wissen Sie. Wir alle sind arme Sünder, und es gibt nur wenige unter uns, die ausersehen sind.“ (Auszug Seite 75)

Nach dem traditionellen Biikebrennen räumen Feuerwehrmänner den Strand auf. Dabei entdeckt Henry Loos die Frauenleiche. Untenrum nackt und daneben eine halbe Hose, ein halber Slip und ein Stiefel. Er erkennt Larissa Paulmann sofort und alarmiert die Polizei. Die Ermittlungen werden von Kriminalhauptkommissar Bastian Kreutzer geleitet. Gemeinsam mit Silja Blanck und Sven Winterberg trägt er die ersten Fakten zusammen. War es eine Vergewaltigung? Schnell gerät der Ex-Mann von Larissa ins Visier. Jasper van de Kock ist sehr religiös und sieht sich als Ausersehener, um seine Frau auf den rechten Weg zu bringen. Larissa wollte sich nicht „helfen“ lassen und so kam es zur Scheidung. Ist das ein Mordmotiv?

Außerdem gerät Lars Rönneberg unter Verdacht. Vor vielen Jahren war Larissa auch mit ihm zusammen, bis er in einen Prozess wegen Totschlags verwickelt wurde. Larissa hat ihn damals schwer belastet, so dass er zehn Jahre in Haft saß. Rache ist ein starkes Motiv. Nach der Haftentlassung ist Lars Rönneberg allerdings ausgewandert, das können Freunde von ihm bestätigen.

Larissa hat als Verwalterin für die Villa von Alexander Bürgli gearbeitet. Bürgli wohnt in der Schweiz und verbringt seinen Urlaub regelmäßig in der Villa auf Sylt, die er von seinen Eltern geerbt hat. In der Zeit dazwischen kümmert sich Larissa um das Haus. Sie wohnt auf dem gleichen Grundstück in einem kleineren Häuschen. Auch Alexander Bürgli wird vernommen. Als das Ermittlungsteam sich das Haus von Larissa vornimmt, entdecken sie Nacktfotos von Bürgli in jungen Jahren. Dann wird bei Bürgli und einem Journalisten, der in Berichte zu dem Prozess von Lars Rönneberg verwickelt war, das Fenster mit einem Stein eingeworfen. Um den Stein wurde ein Zettel mit einer Drohung gewickelt. Und dann taucht auch noch die „irre Birre“ auf, die die andere Hälfte von Larissas Klamotten versteckt.

Silja Blanck und Bastian Kreutzer sind ein Paar und vor kurzem zusammengezogen. Neben der Arbeit wird auch ein bisschen von dem Privatleben der beiden erzählt. Es ist nicht immer einfach nach der Arbeit abzuschalten, gerade bei einem so brisanten Fall. Außerdem müssen sie ihr gemeinsames Leben vor der Staatsanwältin geheim halten, da es ansonsten zu einer Versetzung von einem der beiden in ein Revier auf dem Festland kommt. Sehr nett finde ich, dass die beiden an Sonntagabenden gemeinsam vor dem Fernseher sitzen, bei einem Glas Wein Tatort gucken und Ermittlungsfehler in dem Film entlarven. Bastian wird als bullig und muskulös beschrieben. Er ist eifersüchtig auf Alexander Bürgli, da er bei der Vernehmung mit Silja flirtet. Dazu bekommt Silja ab und zu auch noch ein paar Spitzen zu hören.

Der dritte Polizist Sven Winterberg muss sich nicht nur um die Aufklärung des Mordes kümmern, sondern auch um seine schwangere Frau Anja. In zwei Monaten erwarten Sie das Geschwisterchen für ihre Tochter Mette. Als dann aber die Frühwehen bei Anja einsetzen, gilt seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau. Besonders toll finde ich die Situation im Krankenhaus, als Sven sich rührend um die werdende Mutter kümmert, sich dann aber doch kurz loseist, um einen Arzt aufzusuchen, der ihm seine besorgten Fragen beantwortet. Auch die Begleitung der Geburt an sich wird schön beschrieben.

Die rothaarige Staatsanwältin Elsbeth von Bispingen verbringt gerade ihren Urlaub auf Sylt, als die Leiche entdeckt wird. Da sie eh gerade vor Ort ist, kümmert sie sich auch gleich um den Fall. Dadurch steigt das Risiko von Bastian und Silja als Paar von ihr enttarnt zu werden um einiges. Von Bispingen hat sprichwörtlich Haare auf den Zähnen, ist kühl und spöttisch. Während ihrer Arbeit auf der Insel lernt sie Fred Hübner kennen. Der Journalist vom Rönneberg-Prozess macht Elsbeth Avancen und sie steigt drauf ein. Dabei erzählt Fred ihr, dass er damals eine unveröffentlichte Reportage zu Larissa Paulmann erstellt hat, die wichtige Hinweise für die Ermittlungen enthalten. Durch Details aus der Story bekommt das Buch auf seinen letzten hundert Seiten seine Wendung und die Ermittlungen erhalten wieder Auftrieb.

Sünder büßen von Eva Ehly hat mir gut gefallen. Das Ermittlerteam ist sympathisch und die Geschichte liest sich flüssig. Ich finde den Fall insgesamt aber nicht spannend genug. Erst auf den letzten einhundert Seiten wendet sich das Blatt überraschend. Ab da musste ich das Buch dann auch in einem Rutsch zu Ende lesen.

Eva Ehly ist ein Pseudonym für die Sylt-Krimis um die drei Ermittler Blanck, Kreutzer und Winterberg. Unter ihrem gebürtigem Namen Sabine Alt hat die Autorin satirische Romane sowie psychologische Spannungsromane veröffentlicht. Sie ist gebürtige Berlinerin und seit ihrer Ehe vom Sylt-Fieber infiziert. Seither hat sie viele Sommer auf der Insel verbracht. Sie lebt mit Mann und Söhnen im Norden der Republik.

Dieses Buch ist der sechste Fall der drei Ermittler. Es wird aber nur ganz wenig von den vorherigen Fällen erwähnt, man kann sie also unabhängig voneinander lesen.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

 

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Sünder büßen | Erschienen am 27. April 2016 bei Fischer
ISBN 978-3-596-03336-2
368 Seiten | 9,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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