Dave Zeltserman | Small Crimes

Dave Zeltserman | Small Crimes

„Du bist nicht auf den Kopf gefallen. Denk dir was aus. Wenn dir das nicht gelingt, dann bring zu Ende, was du bei deinem Kumpel von der Staatsanwaltschaft begonnen hast. Nachdem du das mit seinem Gesicht angestellt hast, würdest du ihm einen Gefallen tun. Entweder der oder der, Joe. Mir egal, welcher.“ Dan kratzte sich hinter dem Ohr. „Ich geb dir ein paar Tage Zeit. Drei, maximal. Sollte es dann nicht erledigt sein, gehe ich zu Plan B über. Eins will ich dir noch sagen, Joe, mir gefällt Plan B genauso wenig wie Plan A, aber ich garantiere dir, dir würde er überhaupt nicht gefallen.“ (Auszug Seiten 32-33)

Nach sieben Jahre Knast kommt Ex-Cop Joe Denton wieder frei. Er war damals ins Büro des Staatsanwalts Phil Coakley eingedrungen, hatte das Büro in Brand gesteckt, um Beweise gegen ihn und weitere korrupte Cops zu vernichten. Zudem hatte er den eintreffenden Coakley attackiert, schwer verletzt und dessen Gesicht entstellt. Nun ist Joe draußen und muss feststellen, dass die Situation ähnlich brisant ist wie damals.

Denton hatte weitere Kollegen, insbesondere den Sheriff Dan Pleasant, nicht verpfiffen. Doch Coakley lässt nicht locker und scheint dem Erfolg sehr nahe. Der lokale Gangsterboss Manny Vassey liegt im Sterben und Coakley scheint ihn erfolgreich zu bearbeiten, damit er noch vor seinem Ableben sein Gewissen erleichtert und gegen seine Komplizen bei der Polizei aussagt. Angesichts der begangenen Delikte würde das für mehrere Cops sehr, sehr lange Haftstrafen bedeuten. Sheriff Pleasant macht Denton klar, dass er das Problem beseitigen muss.

Small Crimes ist Teil der „Man out of prison“-Trilogie von Autor Dave Zeltserman, deren Teile allerdings nicht vom Personal, sondern thematisch zusammenhängen. Paria und Killer sind ebenfalls bei Pulp Master erschienen. Small Crimes ist eigentlich ein dicker Euphemismus, denn die Verhältnisse in der fiktiven Stadt Bradley im sonst so beschaulichen Bundesstaat Vermont stinken zum Himmel. Große Teile des Sheriff-Departments mischen im großen Verbrechen mit, da liegen nicht nur buchstäblich einige Leichen im Keller. Zeltserman haut da ziemlich auf den Putz, aber so ist das halt in einem Noir.

Protagonist und Ich-Erzähler ist Joe Denton. Nachdem er seine Haftstrafe abgesessen hat, hofft er zwar darauf, dass sich die Wogen geglättet haben, aber insgeheim dürfte er geahnt haben, dass die Sache von damals noch nicht erledigt ist. Und tatsächlich wird er nicht gerade mit offenen Armen empfangen: Seine Ex-Frau ist mit den Töchtern unbekannt verzogen, seine Eltern dulden ihn mehr, als dass sie ihn herzlich wiederaufnehmen. Und nun droht weiteres Ungemach mit dem potenziellen Geständnis von Manny Vassey. Man ist geneigt, Denton anfangs einen gewissen Sympathiebonus zu geben, zumal er vorgibt, einiges besser machen zu wollen. Aber er will natürlich auf jeden Fall seinen Kopf retten und nach und nach wird klar, dass er zwar einiges anders, aber irgendwie alles nur noch schlimmer macht.

Small Crimes ist ein düsterer Noir-Thriller, bei dem die Hauptfigur voll im Fokus steht. Der Leser ist hautnah dabei, wie Joe Denton das zarte Pflänzchen „Resozialisierung“ gezwungenermaßen immer weiter aus den Augen verliert, allerdings sich selbst auch mächtig was vormacht. Zum Ende hin wird die Story dann für meinen Geschmack zu sehr auf die Spitze getrieben. Doch dann haut Zeltsermann folgenden letzten Satz raus:

„Ich lachte auf der gesamten Fahrt in die Hölle.“

Wow!

 

Rezension und Foto von Gunnar Wolters.

 

Small Crimes| Erschienen am 1. August 2017 bei Pulp Master
ISBN 978-3-927734-83-8
339 Seiten | 14,80 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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