Aldo Cazzullo | Bitter im Abgang

Aldo Cazzullo | Bitter im Abgang

Moresco ist tot, ermordet. Es ist der Tag der Befreiung, der 25. April 2011. Vor mehr als 65 Jahren wurde Virginia am Ende des Kriegs qualvoll zu Tode gebracht. Und Alberto hat Moresco insgeheim immer eine Mitschuld am Tod seiner großen Liebe gegeben. Als Partisanen waren beide in sie verliebt, doch als sich Virginia schließlich für Alberto entscheidet, schickt Kommandant Moresco sie auf eine gefährliche Mission. Sie wird verhaftet und von den Deutschen und italienischen Faschisten gefoltert. Hatte Moresco wirklich alles getan, um sie zu retten?

Wie besessen stellte sich Alberto ein Leben lang diese Frage. Er wollte damals auch keinen Anteil, als Moresco im Namen der Partisanen dem Pfarrer die Hälfte des Kriegsschatzes abnahm, den die italienische Armee bei ihrem Rückzug in Alba zurückgelassen hatte. Und dann geschieht keine drei Tage nach dem ersten ein zweiter Mord, und zwar an dem Altfaschisten Vergnano, der vor langem am Tod Virginias beteiligt war. Alberto scheint der Täter zu sein. Doch die Dinge sind nicht ganz so, wie sie scheinen.

Das Wein- und Trüffelstädtchen Alba im Piemont ist der Schauplatz dieser (…) Geschichte. Knapp und ohne Belehrung wird das komplexe Geflecht der Beziehungen seiner Bewohner entworfen, das seit Jahrzehnten auf Lüge, Verrat und Bestechung, auf alten Verpflichtungen und politischer Zugehörigkeit, aber auch auf Freundschaft und Liebe fußt.

»Bitter im Abgang« – die Geschichte einer tiefen Liebe , eines Schatzes und nicht verstummen wollenden Rachegelüsten. All das ist Aldo Cazzullos erster Roman, der in Italien hoch gelobt wurde.

Der Autor erzählt auf kurzen 152 Seiten sehr akzentuiert und auf den Punkt gebracht die Lebensgeschichte von Alberto und Moresco beginnend mit dem Auffinden der Leiche des letzteren. Dabei ist die Erzählung in drei strikte Zeiten geteilt: das Kriegsende 1945, 1963 sowie die Gegenwart 2011. Diese drei wechseln kapitelweise und immer in der selben Reihenfolge.

Es gibt in diesem Buch keine Zeile zu viel und es gibt auch keine Hintergrundinformationen zu den Ermittlern, was dieser Geschichte sehr gut tut. Aldo Cazzullo beschränkt sich auf das absolut Wesentliche und schafft es, lebendige Bilder entstehen zu lassen, die nachwirken. Dabei ist der Titel »Bitter im Abgang« doppeldeutig, denn natürlich darf aus mindestens einer Sicht ein Mord als bitter gelten. Aber auch das Lebensumfeld in der Gegenwart ist ideestiftend, denn Alba ist eine Weinregion, in welcher der Tote eine nicht unerhebliche Rolle spielte.

Da die Geschichte so komprimiert ist, verbietet es sich, viel über den Inhalt preiszugeben. Daher verzichte ich darauf. Doch möchte ich diesen Krimi all jenen empfehlen, die gern das Hauptaugenmerk auf dem Fall und seinen Hintergründen sehen.

 

Bitter im AbgangBitter im Abgang | Erschienen am 12. Februar 2014 bei C.H. Beck
152 Seiten | 16,95 Euro
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