Tag: 18. August 2018

Nicola Förg | Rabenschwarze Beute

Nicola Förg | Rabenschwarze Beute

Rabenschwarze Beute ist der neunte Fall für die Kommissarinnen Irmi Mangold (ruhig und besonnen, Single, lebt mit ihrem Bruder auf einem Bauernhof) und Kathi Reindl (von Irmi auch mal als rotzfreche Göre und wilde Hummel charakterisiert, Mutter einer Tochter). Der Fall ereignet sich in Murnau am Staffelsee, im oberbayrischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

Silvester in Murnau; Markus Göldner, Architekt, will mit seiner Freundin Beate Mutschler, einer Ärztin, in deren Wohnung das alte Jahr ausklingen lassen. In ihrer Harmonie gestört werden die beiden allerdings durch die Knallerei eines Nachbarn, Rudolf Rieser, der statt Silvesterböller eine Schreckschusspistole benutzt, und das bereits weit vor Mitternacht. Als dieses Geknalle auch nach halb eins nicht aufhört, platzt Markus der Kragen: er reißt die Balkontür auf und droht dem Nachbarn mit der Polizei. Als Beate kurz darauf auch auf den Balkon tritt, ist Markus verschwunden. Wie sich herausstellt, wurde er durch einen Schuss ins Herz getötet und fiel auf die Grasfläche zwischen den Häusern.

Bei der Ankunft von Irmi Mangold am Tatort sind zwar jede Menge Nachbarn im Treppenhaus versammelt, jedoch kann keiner ihr einen näheren Hinweis auf den Tatablauf oder den Täter geben. Die noch total geschockte Beate ist kaum vernehmungsfähig, erwähnt aber noch, dass Markus sich über die Knallerei von Rieser aufgeregt hatte, weil dadurch die Vögel aufgeschreckt würden. Irmi befragt zwar Rudolf Rieser, der streitet jedoch alles ab.

„Was soll ich getan haben?“ „Einen Mann vom Balkon geschossen, der über Ihre Schießübungen nicht so erbaut gewesen ist. (…)“ „Jetzt pass mal auf, du siebengescheite Urschel. Ich hab den gesehen. Ob der was gebrüllt hat, weiß ich nicht. Ich hatte Gehörschutz auf. Ich war mit Wichtigerem beschäftigt.“ (…) Er lachte mit einer fiesen Polterstimme. (Seite 32)

Wie Irmi später erfährt, war Markus Gölden ein engagiertes Mitglied beim Landesbund für Vogelschutz. Das ging soweit , dass er sich mit seinem Partner im Architektenbüro anlegte, wenn er durch ein geplantes Projekt den Vogelschutz gefährdet sah – ein Motiv?

Kurz darauf finden Irmi und Kathi heraus, dass Markus Göldner auch Rudolf Rieser (der mit der Knallerei an Silvester) in die Quere gekommen ist: ein von diesem geplantes Feuerwerk an Sonnwend wurde wegen Einwänden von Markus verboten, Rieser blieb auf den bereits einkauften Lebensmitteln für das Fest sitzen. Reicht das doch für einen Mord?

Nicola Förg legt bereits zu Beginn ihres Romans zahlreiche Spuren, im weiteren Verlauf der Handlung kommen allerdings noch weitere hinzu, unter anderem Gegner (wieder Göldner) und Befürworter von Windkraftanlagen. Einer davon schreckt auch vor Maßnahmen nicht zurück, die keineswegs legal sind.

Irmi starrte auf die Bilder. Sailer stand der Mund leicht offen. „Hot der, hot der…?“ „Ich würde mal sagen, er hat Jungvögeln den Kragen umgedreht und den Altvogel vom Himmel geschossen.“, entgegnete Irmi leise. (Seite 177)

Aber auch der Tod eines kleinen Mädchens, ein schwerer Unfall mit mehreren Toten in der Vergangenheit und eine verschwundene Modebloggerin halten Irmi und Kathi auf Trab. Den tatsächlichen Mörder haben sie dadurch erst spät auf dem Schirm.

Insgesamt ist der Handlungsverlauf spannend aufgebaut, auch wenn mich die Auflösung, das tatsächliche Motiv, im Hinblick auf den Beginn der Handlung, den Buchtitel und das Cover nicht so ganz zufrieden stellt. Erwähnenswert sind für mich die zahlreichen Hinweise auf den Vogel- bzw. Artenschutz, hier erkennt man die Autorin als sehr gut informiert und engagiert.

Fazit: Rabenschwarze Beute ist eine spannende Lektüre mit Bezug zur erschreckenden Realität im Tier- und Umweltschutz.

Nicola Förg, geboren 1962 in Kempten (Allgäu), ist seit 1991 freie Journalistin und verfasste mehrere Reiseführer. Sie ist engagierte Tierschützerin und betreut die wöchentliche Tierseite im Münchener Merkur. Für ihre Bücher bekam sie mehrere Preise für ihr Engagement rund um den Tier- und Umweltschutz. Seit 2003 schreibt sie Kriminalromane, zunächst über Kommissar Weinzierl, ab 2009 dann auch über Kommissarin Mangold. Dieses Buch ist der neunte Band aus der Mangold-Reihe.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

Rabenschwarze Beute | Erschienen 2018 bei Pendo im Piper Verlag
ISBN 978-3-86612-419-6
352 Seiten | 16.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

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