Monat: November 2016

Robert Baur | Mord in Metropolis

Robert Baur | Mord in Metropolis

Berlin 1925. Die Goldenen Zwanziger haben die Reichshauptstadt fest im Griff. Die Inflation ist überstanden und Berlin dient als Kulisse für den teuersten Stummfilm aller Zeiten: Fritz Langs »Metropolis«. Doch Drohbriefe an die Hauptdarstellerin Brigitte Helm werfen ihre Schatten voraus. Kurze Zeit später wird eine tote Komparsin auf dem Gelände in Neubabelsberg entdeckt. Exkommissar Robert Grenfeld ermittelt im Umfeld der Filmkulissen und taucht ein in die futuristische Großstadt.

Das Berlin der Weimarer Zeit ist Schauplatz einer stetig wachsenden Zahl von meist recht erfolgreichen Romanen, namentlich Kriminalromanen und Serien um unterschiedlichste Ermittler, denen eines gemeinsam ist, nämlich der historische Hintergrund, die hitzigen, überspannten und überdrehten ruhe- und rastlosen sogenannten „goldenen“ Zwanziger Jahre im Spannungsfeld zwischen bedrückend hoher Arbeitslosigkeit und deprimierender Armut, Not, Hunger auf der einen Seite und Reichtum, Prunk, Verschwendungs- und Vergnügungssucht, dem „Tanz auf dem Vulkan“ auf der anderen, eine außerordentlich interessante, höchst spannende Epoche mit politischen Wirren und gesellschaftlichen Umwälzungen vor der atemberaubenden Kulisse der vielleicht weltweit modernsten Stadt jener Zeit, einem Schmelztiegel der Kulturen, einem Anziehungspunkt für die Avantgarde, für viele fortschrittliche, moderne Zeitgenossen und erstaunlich emanzipierte „neue“ Frauen sowie nicht zuletzt für engagierte Künstler aller Art, aber auch für Flüchtlinge, vor allem aus Osteuropa, namentlich aus Russland.

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Volker Kutscher | Der nasse Fisch

Volker Kutscher | Der nasse Fisch

Der Schmerz machte ihn halb wahnsinnig, er musste sich zusammenreißen. Das Geräusch der Tropfen nicht beachten, so laut es auch war. Tropfen, die auf einen harten, feuchten Boden fielen. Er wusste, dass es sein eigenes Blut war, das da auf den Beton tropfte. (Auszug Seite 11)

Volker Kutscher entführt uns in seinem Kriminalroman Der nasse Fisch in das Berlin des Jahres 1929. Sein Hauptprotagonist Gereon Rath fängt in Berlin als Kommissar bei der Sitte an. Er stammt ursprünglich aus Köln, hat dort aber im Dienst den Sohn eines bedeutenden Verlegers erschossen. Nach einer Hetzkampagne durch die Medien wurde er dank der Beziehungen seines Vaters nach Berlin „strafversetzt“. In der Hauptstadt muss der ehemalige Mordermittler sich unter anderem während der schweren Unruhen am 1. Mai erst mal profilieren. Die Maiunruhen, bei denen es durch die überforderte Polizei zu zahlreichen unbeteiligten Opfern kommt, werden später als Blutmai in die Geschichtsbücher eingehen.

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Rezensions-Doppel: Richard Lange ‚Angel Baby‘ & Wiley Cash ‚Schaut nicht zurück‘

Rezensions-Doppel: Richard Lange ‚Angel Baby‘ & Wiley Cash ‚Schaut nicht zurück‘

Kennt ihr den auch noch? Wenn ich als Kind früher ein wenig Hektik verbreitete, brachte meine Mutter öfters den Spruch: „Wir sind doch nicht wie Dr. Kimble auf der Flucht.“ Die legendäre Fernsehserie aus den 1960ern (die ich nie gesehen habe, erst die Neuverfilmung in den 90ern mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones) schaffte es sogar als Redewendung in den Sprachgebrauch. Überhaupt wird die Thematik Flucht und Verfolgung gern im Kriminalfilm und in der Kriminalliteratur genutzt, man denke nur an Ludlums Jason Bourne, Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, Eric Amblers „Ungewöhnliche Gefahr“ oder James Gradys „Sechs Tage des Condor“. Das Fluchtmotiv bringt zumeist enormes Tempo und Dramatik in die Story. Außerdem bietet sich an, den Schauplätzen besondere Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen.

Zwei aktuelle Vertreter des Genres lagen noch auf meinem SuB und bieten zwei ziemlich unterschiedliche Herangehensweisen. Richard Langes Angel Baby spielt in Tijuana und L.A. und ist ein ziemlich rasantes Stück Thriller („plotgetrieben“ sagt der Schneemann dazu), während Schaut nicht zurück von Wiley Cash im Osten der USA in North & South Carolina spielt und deutlich zurückhaltender an die Sache herangeht. Beide Romane sind allerdings hochdekoriert: Angel Baby wurde 2014 mit dem Hammett Prize ausgezeichnet, mit Schaut nicht zurück gewann Wiley Cash im gleichen Jahr den Dagger Award. Zeit für eine Doppelrezension.

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Charlie Stella | Johnny Porno

Charlie Stella | Johnny Porno

„Du hast echt Nerven“, fuhr Santorra fort. „Wen interessiert’s, dass du arbeiten musst? Mich nicht.“
John schwieg.
„Findet er selbst auch“, sagte Santorra. „Johnny Porno hat echt Nerven.“
„Ich heiße Albano. John Albano. Und ich hab gesagt, dass ich arbeiten muss.“
„Du heißt so, wie ich sag, Wichser.“
John spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Gesicht anspannte.
Dann sagte Santorra: „Er musste arbeiten. Waaaahnsinn. Der will uns verarschen.“
Da hatte es John gereicht. Bei dem „Waaaahnsinn“.
„Nein, nur dich“, hatte er gesagt.
„Was?“
„Dich verarsch ich“, sagte John. (Auszug Seite 89-90)

New York, 1973: John Albano hat gerade keinen Lauf. Seinen Job beim Bau hat er verlaufen und dann hat sich auch noch in einer Mafia-Kneipe mit einem Cop (in Zivil) geprügelt. Nun fährt er für den Mafia-Boss Eddie Vento die Pornokinos ab und kassiert die Tageseinnahmen des berühmten Pornos „Deep Throat“. Das weckt natürlich bei einigen Begehrlichkeiten, aber auch sonst gerät Johnny in eine unangenehme Gemengelage.

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Susanne Ptak | Mord in Leer

Susanne Ptak | Mord in Leer

„Das bin ich, moin Frau…?“
„Dirksen, Hilka Dirksen. Ich bin Rezeptionistin. Könnte ich Sie vielleicht einen Moment unter vier Augen sprechen?“
Zwar hob Andreas Coordes fragend die Augenbrauen, stand jedoch sofort auf und folgte Hilka in den Flur.
Er kam gar nicht dazu, sie zu fragen, worum es ging, denn Hilka platzte sofort heraus: „Da ist ein totes Mädchen! Im Schwimmbad! Ich weiß nicht, was ich tun soll!“ Nun liefen auch Hilka Tränen über die Wangen.
„Was!?“ Andreas‘ Hals schnürte sich zu. Totes Mädchen!? Er hatte heute Morgen noch keine seiner Nichten gesehen! (Auszug Seite 29)

Josefine, ihre Enkelin Jessica und deren Freund Ralf sind in einem Hotel in Ostfriesland zu einer silbernen Hochzeit eingeladen. Am Morgen vor der Feier findet eine Hotelangestellte im Schwimmbad eine Leiche. Es handelt sich um die 15jährige Marika, eine Nichte des Hochzeitspaares. Da Josefine Pathologin im Ruhestand ist, kann sie gleich vor Ort feststellen, dass das Mädchen nicht durch einen Unfall gestorben ist, sondern erwürgt wurde. Als die örtliche Polizei eintrifft, finden die Beamten auch recht schnell heraus, dass Marika in einem Blog über ihre Mitschüler hergezogen ist und in ihrem letzten Beitrag vor einem Vergewaltiger warnt, mit Hinweis auf den Reitstall, in dem viele Mädchen ihre Nachmittage verbringen. Ist der Eintrag das Mordmotiv?

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