Tag: 2. Oktober 2016

Thomas Nommensen | Wintertod

Thomas Nommensen | Wintertod

Langsam ging ich zu der Stelle. Mein Speer hatte den Vogel tatsächlich genau in der Mitte des kleinen Körpers getroffen und war so weit eingedrungen, dass die Schneide bis zum Anschlag in dem schwarz glänzenden Gefieder steckte. […]
Eine Weile standen wir so und betrachteten schweigend den toten Körper. Als wir uns schließlich umdrehten und gehen wollten, ertönte über uns ein Krächzen. Es war die andere, die vorsichtige Krähe. Sie hockte auf einem Zweig und starrte uns aus ihren Kohleaugen an.
Ob sie jetzt traurig ist?, überlegte ich. Oder wütend?
Adam sah mich an, als ob er meine Gedanken gehört hätte. „Respekt“, sagte er. „Sie hat jetzt Respekt vor dir.“
Ich nickte und nahm mir vor, beim nächsten Wurf nicht wieder die Augen zu schließen. Das war ich dem Tod einfach schuldig. (Auszug Seite 303)

Auf einem aufgegebenen Friedhof im Berliner Stadtteil Buch wird von einer Schatzsucherin die notdürftig begrabene Leiche einer Frau gefunden. Laut Obduktion gibt es keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Hauptkommissar Arne Larsen will den Fall jedoch nicht so schnell abhaken und folgt spätabends seinem Bauchgefühl wieder zum Friedhof. Dort entdeckt er tatsächlich unmittelbar neben dem Fundort einen weiteren Leichnam: Diesmal ist es die Leiche eines kleinen Mädchens und diesmal gab es eine äußere Gewalteinwirkung.

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